Letzter Vorhang für Traditionsbühne

Lese gerade, dass eine weitere fränkische Traditionsbühne zum Ende des Jahres den letzten Vorhang fallen lassen wird.

Den Betreiber und die Ansprechpartner erlebte ich in über einem Jahrzehnt als echte Internetmuffel und fast schon erklärten Webgegnern. Vielleicht auch mit ein Grund für die Schließung.

Schade. 

Ich befürchte, dass sich noch weitere Kulturbetriebe diesem Geschick anschliessen werden. Vornehmlich wird es meiner Meinung nach verstärkt die treffen, die gleichfalls erklärte Internetmuffel in ihrer administrativen Ebene beschäftigt haben.

 

Veranstaltungstermine: Öffentlichkeitsarbeit und Verlagsprozesse im Medienstrukturwandel

Das Internet hat einen beispiellosen Medienwandel ausgelöst. Das Internet bedeutet nicht nur ein weiteres Medium, in dem man sich als Kulturbetrieb oder Verein dynamischer präsentieren und seine Veranstaltungen mit signifikant weniger Kosten bewerben kann. Es verlangt insbesondere von allen beteiligten Nutzerkreisen – Veranstaltern, PR-Dienstleistern und Medienbetreibern – ein gravierendes Reagieren auf neue Gegebenheiten und Veränderungen.

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Warum fällt dies auf vielen Seiten der beteiligten Nutzerkreise noch so schwer?


Gefestigte Strukturen „vor Internet“, über Jahrzehnte etablierte Prozesse und bestehende Abhängigkeiten sind hier aus historischster Entwicklung zu betrachten. Ca. 12 Jahre Medien-Internet können nicht auf die Schnelle diese gelebten Strukturen grundlegend schnell überwerfen.


In der Position als Kulturbetrieb ging es einem in den letzten  „100 Jahren vor Internet“ an sich fast mehr als ausgezeichnet: Behördlicherweise wurden mir Anschlagsflächen zur Verfügung gestellt. Noch heute existiert dadurch die allerorts bekannte Litfaßsäule, die mir mein „kulturelles Ankündigungsrecht“ oft bevorzugt einräumt.


Für Zeitungen bin ich redaktioneller Teil des Inhalts. Leser kaufen erst die Auflage, um sich umfassend über Termine zum Beispiel in einem Veranstaltungskalender der Zeitung zu informieren. Leser kaufen diese Zeitung erst, weil sie solche Inhaltsbereiche bietet. Ein Stadtmagazin hat erst durch mich als Kulturbetrieb seine Daseinsberechtigung. Ein Kulturkalender „verdient“ praktisch durch meine Inhalte, die ich ihm zur Verfügung stelle.  Weil sie erst durch meine Inhalte Anzeigenfläche verkaufen können. Ohne meine Termine, meine Inhalte waren und sind diese Medien meist weniger als die Hälfte oder vielleicht gar nichts wert. Die Finanzierungs- und Erlösmodelle gerade dieser Medien sind Jahrzehnte gewachsen.


PR- und Pressedienstleister sind auf diese Kommunikationsprozesse mit Ihren Leistungen professionell ausgerichtet. Kulturbetrieb als auch PR-Dienstleister verstehen es meist hervorragend, Medien ihre Informationen zur Recherche auf Webseiten bereitzustellen oder mit den vorhandenen Möglichkeiten zu übermitteln. Mit dem E-Mail Presseverteiler. Mit Pressekonferenzen und weiteren Presseaktivitäten in Kooperation mit ihren Medienpartnern.


„Vor Internet“ wurden Daten durch die Offline-Gegebenheiten und aus bereits der medialen Abhängigkeit redaktionell mit personellen Ressourcen in den Verlagen erfasst. Sämtliche Verlagsinfrastrukturen waren ausschließlich hierfür ausgerichtet. Auch wenn die Termine nun von den Printverlagen in deren Internetauftritten gelangen: Die Erfassung findet dadurch noch oft redaktionell und ohne externen Eingabemöglichkeiten statt.


Andere Möglichkeiten gab es ja bisher nicht. Bis das Internet kam.


Veränderung der Erfassungs- und Publikationsprozesse


Das Internet ermöglicht heute Print- und Onlinemedien, Eingabemöglichkeiten zur Erfassung auch online zur Verfügung zu stellen. Medien modernisieren sich und verändern ihre Verlagsstrukturen. Auch aus der Notwendigkeit, wirtschaftlich in der Veränderung der Medienwelt wettbewerbsfähig zu bleiben.


Die direkte Eingabe macht für alle Beteiligten auch nur Sinn. Daten können wesentlich verlässlicher und umfassender berücksichtigt werden, Daten können besser übermittelt und schneller verarbeitet werden. Es findet eine direkte Eingabe statt. Veranstalter sind nicht mehr auf redaktionelle Verfügbarkeiten für diese Tätigkeiten angewiesen. Ein Presseverteiler ist analog und wird den neuen Möglichkeiten bei Terminpublikationen gar nicht mehr gerecht.


Neue Medien, die erst im Internet entstanden sind und insbesondere das Web 2.0 nutzen zum großen Teil bzw. ausschließlich Eingabemasken und Portalzugänge als Strukturprozesse.


Nur: Diese Dateneingabenangebote werden von Veranstaltern und PR-Dienstleistern fast nicht genutzt! Sender und Übermittler halten sich an den E-Mailverteiler fest. Gelebte Analogstrukturen von den meist Internetbefürwortern selbst. Es besteht auch das Henne-Ei-Prinzip: Etablierte Medien können sich nicht weiter entwickeln, weil sich die Veranstalter mit ihren Dienstleistern nicht auf die neuen Gegebenheiten „Internet“ einlassen.


Das Mitmachweb Web 2.0 berücksichtigt ausschließlich nur tatsächlich mitmachende Protagonisten. Kulturbetriebe haben es durch die bisherige Position gar nicht nötig gehabt, sich aktiv zu beteiligen. Man kann hier keinen Vorwurf machen: Sie hatten es bisher nicht gelernt. Die Notwendigkeit zum Mitmachen stellt sich jedoch jetzt.


Abhängigkeiten verändern sich


Es gilt noch immer eine Abhängigkeitsauffassung seitens der Kulturbetreiber. Internetmedien haben jedoch keine verkaufte Auflage. Onlineplattformen können fehlende Veranstalter sehr viel besser kaschieren bzw. kompensieren, statt auf Vollständigkeit bedacht zu sein.


Medien werden flexibler, unabhängiger. Schneller. Auch Medien vernetzen sich, synergieren. Neue Geschäftsmodelle entstehen.


Das Informationsverhalten verändert sich


Während 1999 nur 9% das Netz als Informationsquelle für z.B. diese gelagerten Informationen nutzten sind es heute bereits 55%! In der Altersgruppe 20-29 Jahren 81%! (Quelle http://faz-community.faz.net/blogs/netzkonom/archive/2009/11/02/der-medienwandel-wird-immer-schneller.aspx ) Die Litfaßsäule, der mit einem Veranstaltungsplakat versehene Streugutkasten wird dieser Entwicklung schon lange nicht mehr gerecht. Aus etablierten Prozessen wird hieran noch festgehalten, nicht nur vom Veranstalter selbst.


Vor nur 12 Jahren war das Veranstaltungsplakat und der Flyer auch noch eines der wirkungsvollsten und günstigsten Werbemittel. Dies ist schon lange nicht mehr der Fall. Heute bietet das Internet dem Veranstalter enorme Einsparpotentiale im Kostenblock Werbung und Eintrittskartenverkauf.


Das Kaufverhalten verändert sich.


Kunden informieren sich nicht nur im Netz, Kunden kaufen verstärkt gleich ihre Karten im Netz.Oder erhalten hier ihre Impulse



Medienstrukurwandel findet statt. Prozesse verändern sich. Markanter und durch das Internet schwerwiegender und insbesondere schneller als jemals zuvor. Für jeden Beteiligten ist es einzig nur die Frage, ob und wann er auf diese entscheidenden Veränderungen reagiert. Oder die Folgen spüren wird.


Hiervon bin ich überzeugt.


Über den Autor dieses Beitrags:


Klaus Wolfrum, Jahrgang 1969 ist Medien- und WEB-Unternehmer aus Erlangen. Er betreibt mit seinem Unternehmen das Veranstaltungsportal Frankentipps.de http://www.Frankentipps.de  Das Unternehmen zählt in der Metropolregion Nürnberg und der ganzen Wirtschaftsregion Franken  zu einem der größten Netzmedienanbieter in seinem Bereich.


Basisinfos und Fakten zu Frankentipps.de:

http://www.frankentipps.de/blog/?page_id=218