Friedrichshafen: Studenten verpassen Kultur

Ein fast schon schauriger Kultur-Zustandsbericht in einer Kommune:

Meike Fries (Zeit Online): Friedrichshafen: Studenten verpassen Kultur

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Das Kommunikationsproblem. Die Studenten informierten sich im Internet; die Kulturveranstalter setzten auf Papier: Lokalzeitung und Plakate etwa. Man redet also aneinander vorbei.“
[…]

Ich persönlich würde nicht so weit gehen und das zu sehr radikalisieren: Die Studenten informieren sich mit Sicherheit auch in Stadtmagazinen print, im Lokalradio/TV sowie in der Lokalzeitung und erhalten Impulse auf Plakaten und auf Flyern.

Jedoch betreibt mancherorts ein Teil der Kulturveranstalter eine Art exklusive Medienarbeit mit bereits vor Internet bestehenden Medien, z.B. der lokalen Tageszeitung. Gewachsene Abhängigkeiten. Angst vor Kontroll- und Machtverlust. Neue Medien-Marktteilnehmer werden soweit möglich nach besten Kräften ignoriert. Könnte soweit auch klappen, wenn das betreffende Medium nicht das dynamischste und demokratischste Kommunikationswerkzeug unserer Epoche inklusive neuem Vertriebsweg für z.B. Eintrittskarten wäre.

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Die Rettung vor dem Kulturverfall soll nun unter anderem Facebook bringen. Die Projektgruppe will sich mit den Institutionen nun besser austauschen und für Studenten interessante Veranstaltungen in dem Sozialen Netzwerk posten
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Es klingt fast kindlich naiv, ist aber schon mal ein Anfang. Die Lösung ist es mit Sicherheit nicht.

Währenddessen sägen sich die Beteiligten allesamt selbst am Ast, auf dem sie sitzen: Kulturmacher verlieren zum Teil bereits ihre Leuchtturmveranstaltungen aufgrund fehlender Finanzierung oder ausbleibender Resonanz, manche an sich wichtigen klassischen Medien und Dienstleister erneuern sich nicht schnell genug und verlieren dadurch Auflage bzw. Kunden, neue Medieninnovationen haben mit der Kostenlositis des Umsonst-Internets zu kämpfen oder machen es sich mit einer eigens zelebrierten Gratiskultur selbst schwer. Die Kunden schauen langfristig in die Röhre: Irgendwann ist nix mehr los in unserer Region. Na, sowas!

Wer das Internet und darin befindliche Marktteilnehmer ignoriert, verfehlt seine Verpflichtung.

Leser, die sich für diesen Post interessieren, könnten auch folgende Artikel ansprechen:

„Internet-Shopping gewinnt an Bedeutung“
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Veranstaltungstermine: Öffentlichkeitsarbeit und Verlagsprozesse im Medienstrukturwandel
http://klauswolfrum.posterous.com/veranstaltungstermine-Offentlichkeitsarbeit-u

Neu: Grenzgedaechtnis.de #Mauerfall

Es ist immer wieder sehr ergreifend, an den 9. November 1989 zu denken. Fernsehbilder oder sogar selbst live erlebte unbeschreibliche Emotionen bringen sich bei jedem in Erinnerung an diesen historischen Tag.

Um die Zeit vor dem historischen, freudvollen Tag mahnend und auch in Gedenken in Erinnerung zu bewahren, gibt es entlang der damaligen innerdeutschen Grenze sowie rund um Berlin einschließlich natürlich der Berliner Mauer zahlreiche Orte dieser Zeitgeschichte, um die sich zahlreiche kleine und größere Vereine, Einrichtungen und Unternehmen kümmern.

Ich hatte nur einmal in meiner Jugend die „Gelegenheit“, Transitautobahn und Mauer mit Ost-Berlin selbst zu erleben. Das hat genügt, um mich mit dem Thema immer mal wieder bis heute zu beschäftigen.

Wer dieses auch tun will, für den haben wir als Orientierungshilfe die Seite grenzgedaechtnis.de live geschaltet.

Wertanlage-Empfehlung: Eintrittskarten

Ganz ohne Eigeninteresse: Eine der besten Wertanlagen, die man für sich persönlich machen kann, sind Eintrittskarten. Man hat bis zu Monate Vorfreude und das Ereignis ist eine Einmaligkeit. Man nimmt (meist positive) Erinnerungen, teilweise für sein ganzes Leben mit nach Hause. Eine unbezahlbare, emotionale Rendite.

Eine solche Wertanlage habe ich am 7. November auf dem Konzert von Mark Knopfler und Bob Dylan in Nürnberg eingelöst. Zwei der brilliantesten Songwriter und Musiker unserer Zeit, die die Popmusik der letzten Jahre wie keine andere geprägt haben.

Beide haben getrennt voneinander gespielt. Zwei Konzerte in einem Abend, nur Knopfler kam für ein Lied zu Bob Dylan auf die Bühne.

Die beiden haben mit ihren fantastischen Bands ganz unterschiedlich auf mich gewirkt und dadurch sehr kontrastreich gefallen. Während Mark Knopfler für seine Verhältnisse sehr gelöst und wirklich gut drauf mit dem Publikum auch mal sprach und seine Freude an der Tour bekundete, kam der 70-jährige „Lorbeer gekrönte Poet des Rock n Roll“ auf seiner schon 23-jährigen neverending Tour lediglich auf ein gutes Live-Konzert in irgend einer Stadt vorbei. Für mich hat es dem aber keinen Abbruch getan. Ich würde sein singendes Genuschel auch manchmal gern verstehen, aber dennoch: Diese Stimme und natürlich seine Texte, glücklicherweise gibt`s dafür die Lyric-Seiten im Netz zur Nachbearbeitung, sind schon einzigartig phänomenal.

Das letzte Drittel des Konzerts von Dylan konnte man im bestuhlten Parkett nach vorne, was natürlich die Dylan-Fans gleich genutzt haben. Ich hatte mich mal gleich eingereiht (man will ja nichts verpassen). So standen wir ohne Gedränge nur ein paar Meter vor einer Musiklegende entfernt. Das ist schon immer ein für mich sehr beeindruckends Erlebnis.

Solche Momente, egal ob ganz hinten oder vorne, machen für mich auch ein Live-Erlebnis so unvergesslich, von denen man wieder zehren kann.

Gefreut hatte ich mich, die Nürnberger Kulturreferentin Prof. Dr. Julia Lehner, eine Kultur-Macherin in unserer Region, auf dem Konzert zu treffen.

Ganz nebenbei sprang auch noch eine kleine neue Netzentdeckung raus: Auf Foursquare, einem ortsbezogenen mobilen Web-Dienst gibt es jetzt auch in Deutschland die event-based-Funktion: Einchecken nicht nur an Orten, sondern gleich auf dem Event der location. Sehr gute Weiterentwicklung..(mein Check-In, event-link rechts) Diesen mobilen location based Services-Ideen könnte eine große Zukunft gehören. Ich bin gespannt.

Mit Sicherheit gibt`s demnächst bald bzw. bereits einige schöne Live-Schnipsel von diesem phantatsichen Abend auf YouTube.

Leider werden die Tickets für die Top-Stars der Branche immer teurer. 100 „Stecken“ für Reihe 15 sind schon happig. Aber wir sind auch selbst dran beteiligt, wenn wir die Künstler mit ihrer Ernährungskette ins digitale Mittelalter nur auf die Bühne zum Geld verdienen treiben.

Aber das ist diesmal ein anderes Blogpost-Thema;-)

Enthüllungs-Geblogge und seine mögliche Folge für den Autor: Angst

Kürzlich las ich auf einem Blog über die Facebook-Seite einer Firma, auf der es ein wenig sonderbar zuging.

Die Bloggerin, die die Ungereimtheiten entdeckte, beschrieb in ihrem Artikel für jeden sehr plausibel und nachvollziehbar, dass es sich um Fake-User handeln musste, die auf der Facebook-Seite der Firma künstlich Kommunikation und dadurch Aktivität erzeugte. Sockenpuppen nennt man diese Art von Teilnehmern in sozialen Netzwerken. Entweder ist es die Firma unbedarfter Weise selbst, eine dämliche PR-Agentur oder Partnerprogramm-User, die ein solches „Marketingkonzept“ verzapfen.

Eine Enthüllung! Geschrieben und publiziert ging es jetzt daran, den Skandal schnellstmöglich im Netz zu verbreiten. Via Twitter natürlich. Schnell waren einige gefunden, die flugs den Link retweetet hatten und versuchten, einen sogenannten Shitstorm gegen die Firma zu initiieren. Weiterlesen